Pioniere der digitalen Moral: Hacker

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Ken Thompson (Erfinder von Unix, sitzend) und Dennis Ritchie (Erfinder der Programmiersprache C) vor einer PDP-11 (Bild: Peter Hammer, CC BY-SA 2.0)

Wenn wir Moral in der digitalen Welt untersuchen wollen, kommen wir nicht um eine Gruppe herum, welche diese überhaupt ermöglicht und stark geprägt hat: Den Hackern.

Hacker sind doch diese Cyberkriminellen, die in IT Systeme einbrechen, um diese zu schädigen oder Daten zu stehlen, werden sich vielleicht einige von euch fragen. So wird der Begriff umgangssprachlich und von Journalisten meist auch verwendet. Dies entspricht jedoch nicht der ursprünglichen Bedeutung und dem Selbstverständnis der Hacker. Gemäss dem RFC1983 von 1996, einem Glossar für Internet User, wird der Begriff

wie folgt definiert:

   hacker

A person who delights in having an intimate understanding of the internal workings of a system, computers and computer networks in particular. The term is often misused in a pejorative context, where „cracker“ would be the correct term. See also: cracker.

(Malkin 1996, hacker)

Hacker sind eine Subkultur von Informatik-Tüftlern, welche in den 60ern an den Amerikanischen Hochschulen entstanden ist und sowohl Computer-, wie auch Netzwerktechnologien  massgeblich mitgestaltete. Viele von Ihnen sind heute im Bereich der Freien / Opensource  Software zu finden. In dieser freiheitlichen, zum Teil anarchistischen Kultur hat sich eine eigene Moral herausgebildet, welche wir am Beispiel der „Hackerethik“ des Chaos Computer Clubs untersuchen werden. Mehr über die Geschichte der Hacker findet ihr im E-Book „A Brief History of Hackerdom“ von Eric S. Raymond, welches natürlich unter einer freien Lizenz und in verschiedenen offenen Standards zum Download und Online-Lesen angeboten wird.

Die Moral der Hacker

Der Chaos Computer Club (https://www.ccc.de/), eine grosse Hackerorganisation aus Deutschland, hat auf seiner Seite eine „Hackerethik“ veröffentlicht, welche moralische Vorschriften für das Verhalten von Hackern liefern soll. Bis auf die letzten beiden entstanden diese Grundsätze ausserhalb des CCC und wurden schon in den 80ern schriftlich erwähnt. (vgl. Levy 1994)

Die Grundsätze lauten wie folgt:

Der Zugang zu Computern und allem, was einem zeigen kann, wie diese Welt funktioniert, sollte unbegrenzt und vollständig sein.

Alle Informationen müssen frei sein.

Misstraue Autoritäten – fördere Dezentralisierung

Beurteile einen Hacker nach dem, was er tut, und nicht nach üblichen Kriterien wie Aussehen, Alter, Rasse, Geschlecht oder gesellschaftlicher Stellung.

Man kann mit einem Computer Kunst und Schönheit schaffen.

Computer können dein Leben zum Besseren verändern.

Mülle nicht in den Daten anderer Leute.

Öffentliche Daten nützen, private Daten schützen.

(Chaos Computer Club, 2016)

Da die genauen Formulierungen bei der Beurteilung relevant sein können, zum Vergleich noch die Grundsätze auf Englisch aus 1984:

Access to computers and anything which might teach you something about the way the world works should be unlimited and total. Always yield to the Hands-On Imperative!

All information should be free.

Mistrust Authority Promote Decentralization.

Hackers should be judged by their hacking, not bogus criteria such as degrees, age, race, or position.

You can create art and beauty on a computer.

Computers can change your life for the better.

Like Aladdin’s lamp, you could get it to do your bidding.

(Levy, 1994)

Im nächsten und übernächsten Beitrag werden wir uns vertiefter mit diesen Grundsätzen auseinandersetzen und sie aus normativer Perspektive betrachten.