Selbstjustiz im Internet I

Im letzten Beitrag haben wir erwähnt wie Anonymous die Seiten des Ku-Klux-Klans lahmlegte. Dies ist ein Beispiel für eine Form von Selbstjustiz, welche sich im Internet immer mehr verbreitet.

Das Internet bietet Menschen eine einfache Möglichkeit etwas zu tun, wenn Menschen oder Organisationen unmoralisch handeln, ob sie dabei gegen Gesetze verstossen oder nicht. Beispiele reichen von Petitionen zur Verhinderung von Auftritten von Anti-Feministen oder Angriffe auf  Spiele-Entwicklerinnen mit angeblich problematischen Beziehungen zur Presse (GamerGate) bis zur Verfolgung von Tierquälern oder angeblichen Vergewaltigern. Die Beispiele decken eine grosse Bandbreite von Zielen und Motivationen ab. Gemeinsam ist, dass sich Menschen über Verhalten anderer Menschen empört haben und dagegen tätig geworden sind. Sie beschränkten sich dabei nicht darauf, die Polizei über allfällige Straftaten zu informieren. Oder Gegenpositionen zu unliebsamen Überzeugungen zu veröffentlichen. Stattdessen wurden die Personen online angegriffen und bedroht, sowie deren private Daten veröffentlicht. Letzteres wird doxxing oder doxing genannt. Dabei geht es darum, die Identität von Personen im virtuellen Raum herauszufinden und die persönlichen Daten zu veröffentlichen, um sie blosszustellen oder zu bestrafen. Sobald die Daten online sind, finden sich meist genügend Menschen, welche bereit sind, die betroffenen Personen zu belästigen oder zu bedrohen, bisweilen aufs übelste: Mord- und Vergewaltigungsdrohungen sind keine Seltenheit. Den Akteuren scheint weder die Illegalität ihres Tuns bewusst zu sein (Datensschutzrecht) noch scheinen ihnen die Folgen klar zu sein. Vielleicht ist es ihnen aber auch einfach egal.

Das Internet wird zu einem Schauplatz einer Art digitaler Lynchjustiz. Bei dem die Opfer, welche durchaus auch Täter sein können, an einen Pranger gestellt werden, der kaum vergisst.