Einleitung

Braucht es eine (neue) Ethik? Diese Frage beschäftigt angesichts des rasanten Wandels der Gesellschaft durch die IC-Technologie immer mehr Menschen. Hochschulen und Forschungsinstitute, wie das Institut für digitale Ethik in Stuttgart, forschen und entwickeln Standards für moralisches Verhalten und Agieren in der digitalen Welt. Gleichzeitig ruft es auch Individuen auf den Plan, die sich vehement gegen eine gesetzlich vorgeschriebene Moral wehren und sich auf die Autonomie und Freiheit des Einzelnen berufen. Sind letztendlich Hacker und amerikanische Grosskonzerne die moralischen Instanzen dieser schönen neuen Welt?

Wert- und Moralvorstellungen unterscheiden sich auch kulturell. Wie wirkt sich dies auf den weltweiten virtuellen Raum aus? Ist eine allumfassende Moral nötig? Ja, ist sie denn überhaupt möglich?

In diesem Blog werden wir zunächst einmal grundlegende Begriffe wie Ethik, Informationsethik und moralische Normen klären respektive definieren. Wir bringen sie in einen Zusammenhang und zeigen auf, was sich in diesem Bereich im Internet tut: Netiquette und Hackerethik im Fokus. Wir werden auch der Frage nachgehen, ob sich die digitale Moral von derjenigen in der realen Welt unterscheidet.  Wo existieren überhaupt keine Normen, also ein moralfreier virtueller Raum?

Der Gegenstand der Ethik wird unter zwei Aspekten untersucht. Einerseits aus einer deskriptiven Perspektive, welche vorhandene Normen beschreibt, andererseits aus einem normativen Blickwinkel, welcher moralische Normen vorschlägt und beurteilt. Wir werden die Themen des Blogs aus beiden Perspektiven beschreiben um herauszufinden ob eine allumfassende Moral denn überhaupt möglich ist, angesichts den kulturell bedingt unterschiedlichen Wert- und Moralvorstellungen.

Ein weiteres Thema ist die Anonymität im Netz und ihre Konsequenzen auf das moralische Verhalten der einzelnen Akteure: Unter anderem Netzaktivisten und Hackerinnen, welche mit ihren Aktionen – mehr oder minder reflektiert – ihren Vorstellungen von Moral Ausdruck verleihen (Schuldt 2011, S.28).

Interessant ist auch die Renaissance archaischer Strafmethoden und Massregelungen, welche in unseren Breitengraden sonst nicht mehr praktiziert werden. Als Onlinepranger und virtuelle Denunziationen werden diese plötzlich im virtuellen Raum wieder aktuell, wenn nicht gleich salonfähig. Davon zeugen Hasstiraden in Kommentarfeldern und Blossstellungen im Netz: Welcome to the brave new World!

Wir freuen uns drauf, euch dieses interessante Thema in den folgenden Monaten näher zu bringen. Gerne diskutieren wir mit euch die Beiträge in den Kommentaren.