Fazit

Während der letzten 3 Monate haben wir uns vertieft mit der Informationsethik auseinandergesetzt. Diese betrifft viele Aspekte der Informationsgesellschaft und wir konnten nur einige davon hier thematisieren.

Grundsätzlich muss sich Informationsethik nicht gross von allgemeiner Ethik unterscheiden. Es geht dabei auch darum, Normensysteme aus Handlungsanweisungen aufzubauen. Die Bereiche einer solchen Moral decken aber Verhalten ab, welche erst durch den Wandel in der IKT möglich gemacht wurden.

Wie im realen Leben lassen viele Menschen ihre Handlungen nicht von einem in sich stimmigen Moralsystem leiten. Eine ethische Auseinandersetzung mit diesem gehört auch bei vielen nicht zum Alltag. Es ist deshalb nicht erstaunlich, dass die ausformulierten Moralen, welche wir im Internet gefunden haben, von Menschen mit einem akademischen Hintergrund entworfen wurden (Big-Data-Moral, Hacker-Ethik). Einige Grossunternehmen, wie die Swisscom setzen sich vertiefter mit der Ethik ihres Agierens auseinander und haben sogar einen Ethik-Ausschuss. Dies ist ein guter Ansatz, da gerade die grosse Macht von IKT-Unternehmen informationsethischer Richtlinien bedarf. Wobei die Frage bleibt, was Unternehmen zu moralischen Handeln motiviert? Ist es nur die Chance der Umsatzsteigerung? Was ist, wenn sich keine Korrelation zwischen moralischem Verhalten und Gewinn ergibt?

In diesem Fall, sowie für andere Unternehmen und Einzelpersonen, bilden Gesetze die einzigen Rahmenbedingungen für ihr Handeln. Deshalb ist es essentiell, dass diese den Gegebenheiten der Informationsgesellschaft gerecht werden. Auch müssen Behörden, welche diese durchsetzen, mit IKT vertraut sein.

Ein auffallender Aspekt der Interaktion im digitalen Raum ist die Verkleinerung der Welt und die vermeintliche Anonymität der Benutzer. Diese führt dazu, dass man im Internet schnell mit den Abgründen von Menschen konfrontiert wird. Im realen Leben werden diese verborgen gehalten, oder treten selten an einem Ort so konzentriert auf wie im Internet. Nur in Ausnahmesituationen wie Krieg, gescheiterten Staaten, Diktaturen steigen solche Tendenzen in der Realität an die Oberfläche und die Menschheit zeigt ihre hässlichste Fratze.

Dies zeigt, dass die Digitale Revolution noch eine Ausnahmesituation ist, welche neben viel Potential für Gutes und Innovatives auch einige Gefahren und Abgründe bietet. Deshalb ist zu hoffen, dass informationsethische Normen entstehen, welche global akzeptiert und von den Menschen internalisiert werden.

Denn internalisierte Moral führt zu einem schlechten Gewissen, wenn dagegen verstossen wird. Ein solches steuert das Verhalten doch wirksamer als die intellektuelle Auseinandersetzung mit der Ethik.

Big Data-Ethik II

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(Quelle: http://i.kinja-img.com/gawker-media/image/upload/lvzm0afp8kik5dctxiya.jpg)

Im Zusammenhang mit dieser weltweit durch alle Bereiche grassierende Sammelwut an Daten liegt es auf der Hand, dass hier ethische Herausforderungen vorprogrammiert sind. Da werden Persönlichkeitsrechte verletzt oder aus einem übertriebenen Sicherheitsbedürfnis nimmt man den Verlust des Datenschutzes in Kauf. „Big Data-Ethik II“ weiterlesen

Big Data-Ethik I

Dank den Informations- und Kommunikations-Technologien (IKT) sind wir ins „Zeitalter des Zettabyte“ eingetreten. Unsere Lebenswelten werden von einem Datentsunami überschwemmt. In diesem Zusammenhang wird oft von „Big Data“ gesprochen. Auch wenn dieser Begriff in aller Munde ist, bleibt es unklar, was damit wirklich gemeint ist (Floridi 2015, S. 32). Bei Big Data handelt es sich um ein umfangreiches Datenvolumen, das aus unterschiedlichsten digitalen Datentypen und –quellen besteht, das sehr schnell generiert und transferiert wird. „Big Data-Ethik I“ weiterlesen

Selbstjustiz im Internet II

Im letzten Beitrag haben wir uns mit Selbstjustiz im Internet auseinandergesetzt. Wobei der Schwerpunkt vor allem auf doxxing und dem Umgang mit Persönlichkeitsrechten lag. Was heisst dies nun aus ethischer Sicht? Es sind dabei zwei Aspekte zu berücksichtigen: Einerseits die Moral der Selbstjustiz, andererseits die Rolle, welche sie bei der Durchsetzung der Moral im Internet einnimmt. „Selbstjustiz im Internet II“ weiterlesen

Selbstjustiz im Internet I

Im letzten Beitrag haben wir erwähnt wie Anonymous die Seiten des Ku-Klux-Klans lahmlegte. Dies ist ein Beispiel für eine Form von Selbstjustiz, welche sich im Internet immer mehr verbreitet.

Das Internet bietet Menschen eine einfache Möglichkeit etwas zu tun, wenn Menschen oder Organisationen unmoralisch handeln, ob sie dabei gegen Gesetze verstossen oder nicht. Beispiele reichen von Petitionen zur Verhinderung von Auftritten von Anti-Feministen oder Angriffe auf  Spiele-Entwicklerinnen mit angeblich problematischen Beziehungen zur Presse (GamerGate) bis zur Verfolgung von Tierquälern oder angeblichen Vergewaltigern. „Selbstjustiz im Internet I“ weiterlesen

Netzaktivisten II

BildNetzaktivismus(Quelle: www.n-tv.de)

Dass es Netzaktivismus jedweder politischen Couleur gibt, muss hier nicht näher ausgeführt werden. Das ist in der virtuellen Welt nicht anders als in der Realität. Wie werden die Handlungen der Aktivisten und Aktivistinnen bewertet? Sind die Attacken, wenn sie begründet werden, auch automatisch gerechtfertigt? (Schuldt, S. 37)

Ist es moralisch vertretbar, wenn sich Netzaktivisten vom Staat instrumentalisieren lassen?  (siehe Teil 1) Oder degradieren sie sich hiermit zu gemeinen Kollaborateuren, die dem Überwachungsstaat zuarbeiten? Wo ist die Grenze zur Denunziation?

„Netzaktivisten II“ weiterlesen

Netzaktivisten I – Kollaborateure oder freie Idealisten?

Anlass zu diesem Beitrag ist ein Artikel in der ZEIT vom 25. Mai 2016 über den Hacker Digita Shadow, der gegen den „Islamischen Staat“ kämpft. Der Autor des Artikels, Jens Tönnesmann, wollte den Hacker Digita Shadow persönlich treffen, wurde von diesem jedoch versetzt. Sogenannte Anti-IS-Hacker, die sich zum Kollektiv Anonymous zählen, setzen auf Distributed-Denial-of-Service-Attacken (DDoS). Dabei überlasten sie Server mit einer Abfragelawine bis diese nicht mehr erreichbar sind. Seit 2015 existieren mehrere Gruppen, die gegen den IS kämpfen. Sie heissen „Ghost Security Group“, „GhostSec“ und „CtrlSec“. Diese sind besser organisiert als Anonymous und auch als ihre Gegner vom Cyber-Kalifat. „Netzaktivisten I – Kollaborateure oder freie Idealisten?“ weiterlesen

Die Moral der Hacker im Fokus II

Nun kommen wir zum zweiten Teil unserer Analyse der Hacker Ethik. Liest bitte vorher den ersten Teil, sowie die Einführung zur Hacker-Moral.

Wie in den vorherigen Beiträgen ist die Quelle des deutschen Textes der  Chaos Computer Club (2016), die des englischen Levy (1994)

Misstraue Autoritäten – fördere Dezentralisierung

Mistrust Authority Promote Decentralization.

„Die Moral der Hacker im Fokus II“ weiterlesen

Die Moral der Hacker im Fokus I

Nachdem wir im letzten Beitrag zu Hackern ihre Moral vorgestellt haben, werden wir sie in diesem analysieren und einordnen. Um die Grundsätze umfassend zu verstehen, werden wir jeweils die deutschen Variante des Chaos Computer Clubs (2016) mit der englischen aus dem Buch von Levy (1994) vergleichen.

Der Zugang zu Computern und allem, was einem zeigen kann, wie diese Welt funktioniert, sollte unbegrenzt und vollständig sein.

Access to computers and anything which might teach you something about the way the world works should be unlimited and total. Always yield to the Hands-On Imperative!

„Die Moral der Hacker im Fokus I“ weiterlesen

Pioniere der digitalen Moral: Hacker

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Ken Thompson (Erfinder von Unix, sitzend) und Dennis Ritchie (Erfinder der Programmiersprache C) vor einer PDP-11 (Bild: Peter Hammer, CC BY-SA 2.0)

Wenn wir Moral in der digitalen Welt untersuchen wollen, kommen wir nicht um eine Gruppe herum, welche diese überhaupt ermöglicht und stark geprägt hat: Den Hackern.

„Pioniere der digitalen Moral: Hacker“ weiterlesen