Informationsethik

Die Informationsethik untersucht die Moral der Informationsgesellschaft. Da sie sich auf einen abgrenzbaren Lebens- und Handlungsbereich beschränkt, gehört sie zur angewandten Ethik und wird als Bereichs- oder Spezialethik (wie beispielsweise Technikethik, Wirtschaftsethik etc.) bezeichnet. Der zu untersuchende Gegenstand ist die Moral aller, die Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) sowie neue Medien nutzen und/oder anbieten. Die empirische (deskriptive) Informationsethik zeigt, wie sich die Akteure in moralischer Hinsicht verhalten und die normative Informationsethik geht der Frage nach, wie sie sich verhalten sollen. Betrachtet wird auch das Verhältnis der Informationsgesellschaft zu sich selbst. Dabei geht es auch um nicht technikaffine Menschen und weniger technisierte Kulturen. (Gabler 2016)

Bernhard Irrgang zeigt in seinem Buch „Internetethik“ von 2011 prägnant auf, dass sich neben dem technologischen Wandel ein für uns bereits nicht mehr richtig bemerkbarer massiver Strukturwandel der Öffentlichkeit anbahnt. Öffentlichkeit, wie wir sie im herkömmlichen Sinne verstehen, droht zu verschwinden und wird von Maschinen kontrolliert und gesteuert. Zudem fehlt eine sogenannte Technologie-Reflexion. Der Gebrauchswert neuer Technologien wird zu wenig hinterfragt, sind wir doch ununterbrochen damit beschäftigt, die neusten Technikerrungenschaften in unseren Alltag zu integrieren. (Irrgang 2011, S. 7)

Der Computer als Wirklichkeitsgenerator – und dadurch kommt es zu einer Revolution der Denktechniken. (Irrgang 2011, S. 30)

Auch im Zusammenhang mit Big Data spielt die Ethik eine zentrale Rolle. Die rasant wachsende Zahl an strukturierten und unstrukturierten Daten stellt uns vor ethische Probleme: Wie und wozu darf wer was verwenden, interpretieren und wem gehört schlussendlich Wissen? Die Uni Zürich führt im August 2016 ein Seminar „Big Data und Ethik“ durch und spricht Experten aus der Wirtschaft an.

„Wem gehört Information?“ und darf man Information respektive Wissen denn besitzen? Wer kontrolliert, überwacht und filtert Wissen? All dies sind Fragen, die die Informationsethik beschäftigen. Ist die Privatheit weiterhin ein hohes Gut auch in elektronischer Umgebung? Oder geht sie zugunsten der Transparenz schlussendlich vollends vor die Hunde? (Kuhlen 2004, S.10)